Teamwork kennen die meisten unserer Kund*innen noch aus der Uni, und natürlich aus Teammeetings in ihren eigenen Organisationen. Viele machen die Erfahrung, dass sie alleine besser dran sind. Gerade im Digitalen wird Teamwork zusätzliche erschwert. Das ist schade, denn mit den richtigen Methoden wird ein Team zu viel mehr als der Summe seiner Einzelteile.
Toll, ein anderer macht’s! Wer sich von seinen Teammitgliedern andauernd hängen gelassen fühlt, erlebt kein echtes Teamwork. Ebenso häufig passiert es, dass eine Person versucht das gesamte Team zu dominieren und die eigenen Vorstellungen gegen die Meinung der anderen durchzusetzen. Die Folge in beiden Fällen: Man redet aneinander vorbei, vertraut sich nicht, kommt gemeinsam langsamer und schlechter voran als alleine. Echtes Teamwork ist das nicht, sondern eher ein Zeichen dafür, dass die Einzelpersonen sich noch gar nicht als Team zusammengefunden haben. Es handelt sich vielmehr um Gruppen, also eine lose Zusammenkunft von Individuen. Alle verfolgen eine eigene “hidden agenda”. Entsprechend gibt es keine Transparenz, kaum gemeinsame Ziele und statt an einem Strang zu ziehen, arbeiten die einzelnen Gruppenmitglieder in Wahrheit gegeneinander.
Hürde 1: Die dummen Anderen
Doof sind immer die Anderen. Man selbst weiß natürlich, wie das Team am besten und schnellsten zur Lösung kommt – und all die anderen Personen müssen nur davon überzeugt werden! Problematisch ist nur, wenn das mehrere Leute gleichzeitig von sich denken. Dann wird Teamwork zu einem Tauziehen. Nur wenn alle in der Lage sind, ihre eigene Lösungsidee hintenanzustellen zugunsten anderer Perspektiven, kann Teamwork gelingen. Am Wichtigsten ist, dass das Team vorankommt. Das Team über Einzelinteressen zu stellen ermöglicht es, gemeinsam neue, dritte Lösungen zu finden.
Hürde 2: Die Mehrheit gewinnt
Was für einen Staat eine gute Organisationsform seini mag, ist es fürs Teamwork noch lange nicht. Denn wo zwei Ideen gegeneinander zur Abstimmung gestellt werden, gibt es immer einen Verlierer. Auch zwingt man alle Teammitglieder, Stellung zu beziehen: Bist du für mich oder gegen mich? Dabei wollen viele Personen sich womöglich gar nicht festlegen müssen. Eine Teamarbeit ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. Besser als eine Mehrheitsentscheidung ist daher eine soziokratische Widerstandsabfrage, mit Probeabstimmung und Einwandentkräftung.
Hürde 3: Immer auf die Person drauf
“Du verstehst das nicht!”, “Immer bist du dagegen!”, “Du bist so langsam!” Besonders schwerwiegend sind Vorwürfe, wenn sie sich gegen eine Person als Ganzes richten. Abhilfe schafft die Trennung zwischen Personen und Rollen. “In deiner Rolle als Finanzvorstand nehme ich dich als etwas geizig wahr” ist ein Vorwurf, welcher vom Finanzvorstand professionell beantwortet werden kann – ohne dass dieser sich als ganze Person direkt rechtfertigen muss. Auch ist es möglich, dass eine Person mehrere Rollen in sich vereinigt oder dass die Rollen zwischen Personen rotieren.
Hürde 4: Denker vs. Macher
Manche Personentypen sind eher analytisch unterwegs und sehr gut darin, zu begreifen, worum es bei einem Problem geht. Andere Personentypen halten sich nicht so sehr bei Details auf. Sie sprudeln nur so vor Ideen und wollen am liebsten direkt zur Problemlösung übergehen. Beides ist wichtig, und für beides braucht es seine Zeit. In jeder Teamarbeit gibt es Phasen des Explorierens und Definierens. Und es gibt Phasen des Machens. Allerdings geht nie beides gleichzeitig! Coaches oder Moderator*innen können helfen, klar zwischen beiden Phasen unterscheiden.
Hürde 5: Heiße Luft um nichts
“Also das hat zwar nichts direkt mit dem Thema zu tun, aber ich muss das jetzt mal kurz loswerden…” Weil sich viele Menschen gerne reden hören, reden viele Menschen aneinander vorbei. Doch Monologe sind meist nicht anschlussfähig. Show, don’t tell, heißt daher die Devise. Im Teamwork sollten Meinungsbeiträge in einzelne Häppchen zerlegt und diese visualisiert werden – auf Folien, Post-Its, in Skizzen oder als greifbarer Prototyp.
Seit 2019 unterstützen wir im D.Network Organisationen und Unternehmen dabei, von Gruppen zu echten Teams zusammenzuwachsen. Immer wieder machen wir dabei ähnliche Beobachtungen, die zunächst verhindern, dass dies einfach so gelingt – und im Digitalen ist es noch schwieriger, die Hürden zu überwinden.
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